Das Rollenspiel

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Seine Worte lenkten mich kurz vor den intensiver werdenden Schmerzen ab. "Oh ja, natürlich.", sagte ich und löste den Stab von meinem Rücken.
Der warme Schein flackerte auf und erfüllte den Tunnel mit Licht. Einen schönen Anblick bot es nicht...
Der Tunnel war modrig und nass.
Doch nach kürzester Zeit wurde das Licht schwächer, bis es vollkommen verschwand. "Was?", fragte ich überrascht. "Das ist mir noch nie passiert..."

"Hm...", machte Felan und zuckte mit den Schultern. "Dann müssen wir uns weiter an den Wänden orientieren. Bisher hat der Weg noch kein einziges Mal abgezweigt.", sagte er und hoffte auch, dass es sich weiterhin so verhielt.

"Eine gute Idee.", stimmte ich ihm zu und fasste die nassen Wände widerwillig an, da auch mir kein anderer Weg einfiel. Es war nicht unbedingt anziehend diese Mauern mit den nackten Fingern entlang zu tasten, da ich hin und wieder auf etwas schleimiges streifte. Was dieses etwas war, wollte ich lieber nicht wissen.
Wie hieß es so schön? 'Wovon man nichts weiß, kann einem nicht schaden.'
"Ah, langsam gewöhnen sich meine Augen an die Dunkelheit.", bemerkte ich und zog die Hände schleunigst an meinen Körper. Zunächst konnte ich Felans Silhouette und die Mauern, die uns umgaben ausmachen, dann sah ich immer mehr und mehr. Schon fast zu viel, angesichts dessen, dass in diesen Tunnel kein Licht fiel...

Vor Felan, etwa fünf Schritte entfernt, stürzte der Weg plötzlich in die Tiefe und der Elf hielt vollkommen unwissend darauf zu.

Eine Weile musterte ich das Mauerwerk, das uns umgab, und fragte mich insgeheim, wer es wohl errichtet hatte, in alten Tagen. Und aus welchem Grund?
"Hey, Felan-", ich wandte meinen Blick wieder zu meinem treuen Gefährten. Das, was ich sah, ließ mich erstarren. "Halt!", ich machte einen großen Schritt vorwärts und umarmte ihn fest von hinten, um ihn von dem tödlichen Sturz zu bewahren.

Felan stolperte noch einen Schritt vorwärts und erstarrte sofort. "A-Alice?", fragte er und wagte es nicht einmal das Gewicht zu verlagern. "Was ist los?"

Ohne zu antworten zog ich ihn nach hinten, wohl etwas zu kräftig, denn ich verlor dabei das Gleichgewicht und fiel auf meinen Hintern, ihn hinter mir her ziehend.
"Ah!", rief ich überrascht. Eigentlich hatte ich nur beabsichtigt, ihn von dem lockenden Abgrund wegzuzerren...

Felan strampelte wild und drehte sich schließlich um. Sein Gesicht war nur wenige Zentimeter von Alice ihrem entfernt. Er spürte ihren Atem der stoßweise und heftig gegen sein Gesicht prallte und musste schlucken. "Alles in Ordnung?", fragte er leise.

Immer noch etwas überrempelt, schluckte ich schwer, bevor ich sprach. "Da war ein Abgrund...", stammelte ich erklärend.
Ich spürte, wie mein Herz raste. Hätte ich auch nur eine Sekunde später geguckt... Er wäre sicherlich in den Tod gestürzt,

"Oh...", sagte Felan und runzelte die Stirn. Es hellte sich aber augenblicklich aus. "Du... Hast mich gerettet?", fragte er rein rhetorisch, strich ihr liebevoll durchs Haar und legte sanft seine Lippen auf ihre.

In dem Moment vergaß ich, zu Atmen. Ich hatte die Augen weit aufgerissen und sah ihn überrascht an. Und wenn das auch nur für eine Sekunde anhielt, so fühlte es sich doch wie die Ewigkeit an.
Dann, schloss die Augen und erwiderte den Kuss vorsichtig.

Felan löste lachend seine Lippen und sah sich um. "Ich kann zwar nichts sehen, aber trotzdem glaube ich nicht, dass das hier die passende Umgebung hierfür ist, oder?"

Leicht lächelnd nickte ich, wenn er es auch nicht sah. "Ich könnte es dir beschreiben, aber letztendlich gebe ich dir damit nur recht. Es gibt schönere Orte.", lachte ich.
"Gehen wir weiter, ich führe dich sicher durch diesen Tunnel. Bleibe einfach dicht hinter mir und nehme meine Hand.", sage ich, darauf wartend, dass er wieder aufstand, damit ich es ihm gleichtun könnte.

Er nickte und rollte sich von ihr. Rasch war er wieder auf den Beinen, klopfte sich den Dreck aus der Kleidung und wartete bis sie ebenfalls aufgestanden war. Er konnte es hören, als ihre Robe raschelte. Dann streckte er seine Hand aus.

Ich umgriff sanft seine Hand und ging dann vor. "Bei dem Abgrund gibt es links einen schmalen Pfad.", sagte ich ihm. "Gehe so nah an der Wand, wie du nur kannst.", wies ich ihn an.

"In Ordnung.", antwortete er und folgte ihren Anweisungen. Wie sie gesagt hatte kam links ein Pfad und er hielt sich so dicht wie möglich an der feuchten Wand.

"Das ist doch ganz ein-", begann ich lächelnd, doch gerade dann rutschte ich auf dem feuchten Boden aus und verlor das Gleichgewicht. Der Abgrund blickte mir lachend entgegen und streckte die Arme nach mir aus.

Felan spürte, wie ihre Hand ihm entglitt und er begriff zu spät was geschehen war. Er bekam nur noch kurz ihre Fingerspitzen zu fassen, ehe er ihre Anwesenheit überhaupt nicht mehr wahrnahm. "ALICE!", schrien er panisch und eine alte vertraute Macht stieg in ihm auf. Er überlegte nicht lange, griff nach dieser Quelle und die Verwandlung begann. Er sträubte sich kurz, seine Gelenke und Knochen knackten übel erregend und sein menschliches Erscheinungsbild wurde entzwei gerissen. Ein schwarzer Wolf mit glühenden gelben Augen sprang Alice nun hinterher. Felans Augen hatten sich rasend schnell an die Dunkelheit gewöhnt. Er schnappte sich Alice aus der Luft und stürzte mit ihr in die Tiefe. Doch er erkannte einen Vorsprung, auf den er sicher mit seinen riesigen Tatzen landete.

Ich war mir gewiss: Hier würde mein kurzes, von dramatischen Ereignissen geprägtes Leben frühzeitig sein Ende nehmen. Und dass, bevor ich mein Schicksal erfüllen konnte. Bevor ich den Nekromanten besiegte... Bevor ich Felan meine Gefühle gestand.
Dafür war ich noch nicht bereit... Ich wollte nicht-!
"Felan!", schrie ich, als ich sah, wie mir der riesige Wolf hinterher sprang. Er war doch des Wahnsinns! Jetzt würden wir beide sterben!
Ich irrte mich. Ich... irrte mich....
"F... Felan... Warum?! Du hättest sterben können!", rief ich, halb erstarrt, mein Herz immer noch rasend.

Felan legte sie vorsichtig ab und sah sie mit seinen glühenden, gelben Augen an. "Und?", fragte der Wolf ohne das Maul zu bewegen und Felans Stimme klang geisterhaft ätherisch. "Ohne dich, ist alles verloren. Lieber sterbe ich mit dir zusammen, als dem Ende der Welt alleine entgegen blicken zu müssen. Jeder auf dieser Welt braucht dich." Eine kurze Pause folgte. "Ich brauche dich."

Schweigend legte ich beide Arme um den riesigen Wolf und schloss die Augen. Mich umgab nun nur seine Wärme, die Dunkelheit, und sein ebener Herzschlag.
"Was würde ich nur ohne dich tun?", flüsterte ich.

Der Wolf lachte brummend. "Ich weiß nicht? Auf jeden Fall scheint es unsere Bestimmung zu sein, uns gegenseitig immer wieder zu retten. Glaubst du an Schicksal? Seitdem wir und kennen, bin ich mir nicht mehr sicher was ich von Zufall und Schicksal halten soll."

"Ich weiß nicht... Aber es kann kein Zufall gewesen sein, dass wir uns damals begegneten.", meinte ich überzeugt.
Zwar was ich stets der Ansicht gewesen, dass man sein Schicksal selbst entschied, doch ließen mich manche Geschehnisse über meine Meinung nachdenken.

Der Wolf sah sich kurz um. "Was jetzt? Der Pfad ist zu weit weg, um dass ich hinüberspringen könnte."

"Wir werden wohl einen anderen suchen müssen.", meinte ich und sah mich um. Es war hier unten dunkler als oben auf dem Pfad, doch gewöhnten sich meine Dunkelelfenaugen schnell daran.
"Die Luft hier unten ist irgendwie anders...", bemerkte ich.